Sunday, July 26, 2009

Rings



„Es ist schon gut, dass Leute Bands wie X-Ray-Spex oder The Raincoats auf den neuesten Stand bringen wollen. Aber warum sollte Musik nur aus Zwei-Akkord-Hymnen bestehen?”

Elisabeth Vincentelli in „Lips. Hits. Tits. Power?“


Die Rings aus New York City, die zuvor als First Nation (un-)bekannt waren, schaffen mit ihrem Album „Black Habit“ (2008 auf Paw-Tracks erschienen) eine wunderbar zeitgenössische Aufarbeitungen des Sounds der Raincoats. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die sich vor allem in den 90ern auf die legendäre Gruppe beriefen, orientiert sich die Musik dabei weniger am tanzbaren (Post-)Punk oder Rrrock. Vielmehr wird mit brüchigen Klavier- und Gitarrenklängen die DIY-Methode in ein tendenziell Folk-artiges Klangbild übertragen. Trotz der etwas abgeschmackten Holz- und Lagerfeuerästhetik der CD-Verpackung wirkt das Ganze dabei angenehm untraditionell, ohne andererseits in ausgestellte Freakigkeit zu verfallen. Denn tatsächlich ist das hier kein Folk, auch wenn vielleicht mancher das böse FF-Wort drohen hört, sondern einfach Pop mit anderen Mitteln (produziert übrigens von Kria Brekken von múm).

Dabei werden, dem Bandnamen entsprechend, die Lieder aus wiederkehrenden, sich überlagernde Passagen geformt, die tatsächlich eher an Samples als ans klassische Akkordzupfen erinnern. Nicht umsonst geben Kate Rosko, Nina Mehta und Abby Portner auch Hip Hop und RnB als wichtige Inspirationsquellen an (anders als bei z.B. CocoRosie äußert sich dieser Einfluss hier jedoch nicht über die Beats, sondern in den loopartigen Strukturen). An das eingangs genannte Vorbild erinnert dabei vor allem die Art, in der die einzelnen, für sich genommen eher flüchtig mäandernden Melodielinien der drei Bandmitglieder einen geradezu süchtig machenden Gesamtklang ergeben. Und genau daraus entsteht auch die große emotionale Wucht dieser Lieder. Sicher dürfte die Stimme der Frontsängerin bei Einigen zu spontanen Abwehrreaktionen führen (ich zumindest hatte nach dem Erstkontakt die Platte zunächst für ein halbes Jahr im Schrank verstaut als fiese Schlagworte könnte man „quiekend“ bzw. „elfenhaft“ nennen). Doch spätestens bei den letzten gesungenen Zeilen von „Teepee“ („ …letting go of a life for two cause the world’s too big for me and you.“) krampft sich das Herz vor Sehnsucht zusammen und alle Vorbehalte sind vergessen.


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