Thursday, September 9, 2010

ZOLA JESUS


New Yorker Clubs wie das Luxx, Labels wie Mogul Electro und der einst unausweichliche Larry Tee sind relativ unbemerkt aus dem Radar der Hipster verschwunden, aber Brooklyn ist nach wie vor für gute Electropop-Künstler gut. Davon zeugten jüngst Telepathe, High Places oder Chairlift und aktuell Nika Roza Danilova alias Zola Jesus, die in diesem Jahr bereits im Vorprogramm von Fever Ray europäische Bühnen bespielte. Mit letzteren hat sie zwar einen ähnlichen musikalischen Ansatz und eine düstere Grundstimmung gemein - doch während die Musik von Karin Dreijer Andersson ihre stärkste Wirkung entweder in weitläufigen Klanglandschaften oder extrem klaustrophobischen Momenten entfaltet, kommt bei Zola Jesus eine großräumige Festsaalsatmosphäre auf. Musikalisch bewegt sie sich auf der Gradwanderung zwischen melodiösem Pop und Industrial und weckt dabei Erinnerungen an 4AD-Künstler á la This Mortal Coil oder Dead Can Dance. Charakteristisch sind stampfende Bassdrums, betörende Streicher-Teppiche sowie Danilovas erhabene Stimme, die Elizabeth Fraser oder Siouxsie Sioux nicht unähnlich ist. Teils klingt dies wie eine Industrial-Variante von Julee Cruise's Twin Peaks-Hymne "Falling" ("Night"), oft aber auch mit einer fatalen Endgültigkeit ("Clay Bodies"), die Zola Jesus unsterblichen Joy Division-Klassikern wie "Atmosphere" oder "Decades" näher kommen lässt als deren unzählige Gitarren-Nachahmer aus den letzten zehn Jahren. Von ihrem aktuellen Album "Stridulum II" sei an dieser Stelle noch auf ihr sehenswertes Video zu "Sea Talk" verwiesen. Sollte David Lynch eine musikalische Untermalung für eine Neuauflage des Club Silencio oder der Black Lodge benötigen, weiß er, an wen er sich zu wenden hat!