Tuesday, July 21, 2009

LA Roux und die 'Golden Rules'


Dass LA Roux es mit dem großartigen „Bulletproof“ Anfang Juli tatsächlich auf die Pole Position der britischen Single-Charts geschafft haben (der Vorgänger „In For The Kill“ schrammte knapp vorbei), war für mich ein willkommener Anlass, mal wieder zur Lektüre von The Manual – How To Have a Numer One The Easy Way von Bill Drummond und Jimmy Cauty (in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern als The Timelords / The KLF selber Dauergäste in den obersten Gefilden der Hitparaden) zu greifen. Obwohl sich seit Erscheinen dieses zeitlosen Klassikers die musikalischen Produktionsweisen, die Vertriebsstrukturen, die Kompilierung der Charts (in den späten Achtzigern noch auf Umfragen basierend), die Trägermedien und nicht zuletzt das Verkaufsverhalten radikal gewandelt haben – da genügt schon ein Vergleich der Anzahl verkaufter Singles damals und heute – entpuppen sich die Beobachtungen der Hit-Maschinerie nach wie vor als aufschlussreich und brandaktuell. Unter anderem heisst es da:
"All records in the Top Ten (especially those that get to Number One) have far more in common with each other than with whatever genre they have developed from or sprung out of."
Einleuchtend? „Block Rockin' Beats“ von den Chemical Brothers oder „Firestarter“ von The Prodigy hatten demnach in den Neunzigern mit Steps, S Club 7 und Take That mehr gemeinsam als mit Future Sound Of London, Orbital oder 808 State. Ebenso sind dann auch LA Roux mit ihren beiden Hits näher an Kelly Clarkson als an Ladytron, The Soho Dolls oder Ex Rental. Oder waren die britischen Electroclash-Epigonen einfach nur ein paar Jahre ihrer Zeit voraus? Als 'Golden Rules' einer astreinen Nummer Eins nennen Drummond und Cauty nämlich folgende:

"Firstly, it has to have a dance groove that will run all the way through the record and that the current 7-inch-buying generation will find irrestistible. Secondly, it must be no longer than three minutes and thirty seconds. Thirdly, it must consist of an intro, a verse, a chorus, second verse, a second chorus, a breakdown section, back into a double-length chorus and outro."
Die Länge trifft fast auf die Sekunde genau zu und auch beim Arrangement wird klar, dass Elly Jackson und Ben Langmaid ihre Hausaufgaben in Sachen Nummer 1-Hit gemacht haben. Und denjenigen Nörglern, die LA Roux oder Electropop-Bands ähnlicher Couleur vorwerfen, sie wären bloße Nostalgiker oder einfallslose Revivalisten, kann man mit Drummond/Cauty antworten:
"Every Number One song ever written is only made up from bits from other songs. There is no lost chord. No changes untried. No extra notes to the scale or hidden beats to the bar."

Was zweifellos nicht nur für Top-10-Hits, sondern einen Großteil populärer Musik zutreffend ist. In diesem Sinne kann man sich einen weiteren Erfolg für LA Roux nur wünschen: potentielle Singles gibt es auf ihrem Debut nicht wenige. Mögen ihnen Little Boots, Empire Of The Sun, AutoKratz, Bat For Lashes und The Whip in die Top 10 folgen!

No comments:

Post a Comment