Eigentlich bekannt für experimentelle elektronische Klänge – zunächst als eine Hälfte des Electro-Duos Blectum from Blechdom und später auf zwei Soloalben - , wollte Kevin Blechdom nun eine Platte machen, „die sogar ihre Mutter ihren Freunden vorspielen kann ohne sich zu genieren“ (Spex Nr.320 Mai/Juni 09).
Nichtsdestotrotz ist ein ungewöhnliches, gar exzentrisches Album dabei herausgekommen, dessen größter Unterschied zu früheren Werken vor allem in der Wahl der Instrumente liegt: auf elektronische Klangexperimente wurde zugunsten einer klassischen Instrumentation mit viel Klavier verzichtet. Geblieben ist Blechdoms Vorliebe für melodramatischen Pop, die auch auf ihren elektronischeren Platten immer schon präsent war und auf „Gentlemania“ besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Songs wie „Lazy“, „Face the music“ oder „Turn Around“, um nur ein paar zu nennen, haben enormes Ohrwurmpotenzial und überaus ergreifende Melodien.
Blechdoms Hang zum Theatralischen, der einen großen Reiz des Albums ausmacht, lässt die Platte vor allem live zu einem Gesamtkunstwerk erstrahlen, wie im April in der Leipziger Skala, wo Kevin Blechdom mit einer illustren Schar an vielseitig begabten MitmusikerInnen im Rahmen von Mrs. Pepsteins Radio-Jubiläumsgala ihr musikalisches Bühnenstück „Slobbersville“ aufführte und damit selbst Leute, die sonst eher wenig für Musicals oder Rockopern übrig haben, zu begeistern verstand. Mit einem konventionellen Musical hatte die Performance ohnehin nur die Tatsache gemeinsam, dass der dramaturgische Aufbau des Sets eine komplexere Geschichte erzählte, sowie diversen Tanzeinlagen, die stets unterhaltsam, aber nie peinlich gerieten. Zudem wurden munter Instrumente getauscht (alle Beteiligten schienen jeweils mindestens zwei zu beherrschen) und auch die Hauptrollen machten die Runde: so hatte jedes der Bandmitglieder die Gelegenheit, einen Song zu singen und als ProtagonistIn zu glänzen, obwohl Kevin Blechdom als Bandleaderin zweifelsohne der Star des Abends war. Eines der Konzerte des Jahres, das die Schreiberin dieser Zeilen zur Erkenntnis brachte: Wenn schon Musical, dann bitteschön so!