Thursday, July 29, 2010

HIGH PLACES

"On a hill in a bed on a road in a house up a tree on a lake in the woods by the sea by a grave by a chair by a creek by a church on a hill in a bed on a road in a house."

Das akustische Beschreiben von Landschaften hat in der Musik eine lange Tradition. Von Charles Ives „Three Places in New England“ über Brian Enos „Dunwich Beach, Autumn, 1960“ bis zu Aphex Twins „Mt Saint Michel“ist dabei eine aus Nostalgie gespeiste Schwermut oft zentraler Bestandteil. Und obwohl die Musik des Brooklyner Duos High Places sich nicht so explizit wie die genannten Musiker auf bestimmte Orte (und Zeiten) bezieht, zieht sie viel ihrer Wirkung aus einem ähnlichen Effekt.
Das erste reguläre Album „High Places“ wirkt wie ein mit Erinnerungsstücken vollgerümpelter Dachboden – im positiven Sinne natürlich. Denn die wilde Anhäufung von Sounds bringt es meist doch fertig in Richtung Songformat zu schlingern. Wo durchaus ähnlich verspielte Bands wie Psapp oder múm (in ihrer Spätphase) eher vom Lied ausgehen und dieses dann mit interessanten Geräuschen anreichern, lassen die High Places trotz Mary Pearsons prägendem Gesang immer den losen, verwehten Charakter ihrer Musik die Vorherrschaft behalten. In wunderbarer Übereinstimmung mit dem Bandnamen ist es tatsächlich dem Gefühl vergleichbar, von einem hohen Aussichtspunkt aus eine Landschaft zu betrachten, bei der „natürlich“ gewachsene Elemente und Bauwerke aufgrund der Entfernung zu verschmelzen scheinen. Die Fülle und Überlagerung von nahen Details und fernen Objekten – Blätter, Straßen, Dächer, Zweige, Dunst, Stromleitungen, Reflektionen auf dem Wasser – ergeben ein seltsam stimmiges Gesamtbild. Genau diese durch Uneindeutigkeit und Melancholie geprägte Distanz prägt die besten Lieder des Albums. Der Abschlusstrack „From Stardust to Sentence“ ist dabei in jeder Hinsicht der Höhepunkt der Platte.



Das neue Album „High Places vs. Mankind“ legt nun einen Großteil der quasi-kindlichen Verspieltheit des Debüts ab und fügt die Klangdetails in traditionellere Song- und Beatstrukturen ein. Die Stimmung ist etwas kühler und abgeklärter als auf dem Debüt, und vermeidet so nebenbei auch die regressive Putzigkeitsfalle vieler neuerer „Indietronica“-Bands.
Eher erinnert mich die Platte tatsächlich an Vashti Bunyans grandioses „Just Another Diamond Day“ – ein Album das, obwohl es in einem ganz anderem Genre zu Hause ist, mit ähnlich unprätentiösen Mitteln ein ungeheures Maß an emotionaler Tiefe ergründet.