Monday, August 31, 2009

Kid Sister

"I’m helping give hip-hop a much-needed facelift. Hip-hop got so gosh darn boring after a while and so formulaic, its almost like hip-hop became a victim of itself because for so long people that made hip-hop music wanted it to become mainstream and it wasn’t.“
(Kid Sister im Format Mag)



In den vergangenen achtzehn Monaten machten bereits vielschichtige Künstlerinnen wie Santigold, Janelle Monáe oder Amanda Blank mit jeweils sehr eigensinnigen Herangehensweisen an einem Zusammenspiel aus Hip Hop, R'n'B, Indie, Rave und Pop auf sich aufmerksam. Mit Kid Sister schickt sich nun eine weitere Künstlerin an, diesen Ekklektizismus von einem Hip-Hop-Kontext aus fortzuführen. Melisa Young wuchs in den südlichen Vorstädten von Chicago auf und startete nach einem Filmstudium ihre musikalische Karriere im Rahmen von Club-Abenden des DJ-Teams Flosstradamus. Entsprechend wurde sie auch im letzten Jahr zunächst in einem Club-Kontext bekannt: als Gast-Rapperin des britischen Dance-Produktionsteams The Count & Sinden gab sie deren Bassline-Kracher „Beeper“ den nötigen Flow.

Kid Sisters eigene Singles brillieren mit einer Kombination aus Hip Hop, House, Pop und Electroclash, womit sie Schnittstellen tangieren, an denen sich bereits Avenue D, Bunny Rabbit oder Fanny Pack bewegten – so etwa der bass-betonte Electro-Track "Control", das in Zusammenarbeit mit Kanye West entstandene "Pro Nails" und „Get Fresh“, wo eine reduziert instrumentierte Strophe mit einem dem frühen Dizzee Rascal nicht unähnlichen Rap (bevor dieser sich auf wackelige Trance-Pfade begab) auf die Harmonien von Mylos „Drop the Pressure“ treffen. Am überzeugendsten gelingt diese Mixtur wohl auf der aktuellen Single „Right Hand Hi“ mit tanzflächentauglichen Synthesizer-Riffs, Rave-Zitaten und einem eingängigen hands in the air-Refrain. Dass es musikalisch auch ganz anders gehen kann, beweisen Young und Gastrapper David Banner auf dem lässigen Hip Hop-Track „Family Reunion“, der sowohl an 90er-R'n'B-Acts wie SWV als auch an die souligen Ausflüge der House-Pioniere Inner City erinnert.

Überhaupt klingen viele der bisherigen Tracks von Kid Sister wie eine zeitgenössische Variante von Hip House, jenem Genre, das nach einer kurzzeitigen Blüte im Jahr 1989 rasch von der Bildfläche verschwand und nur gelegentlich wieder aufschwappte. Im Interview mit dem Format Mag verriet sie, dass diese Mischung viel mit der musikalischen Vergangenheit ihrer Heimatstadt, dem Geburtsort des House-Sounds Mitte der Achtziger Jahre, zu tun hat: „It comes part-and-parcel with living in this city, no matter who you are, even if you’re the hardest ass dude, you will have some house. (...) I do know that in Chicago, you can be a convicted gang member, like convicted of killing someone, it doesn’t matter. You will like the gayest house ever. It’s a very strange phenomenon but it’s part of living here.“

Nach mehrmaliger Verzögerung wird nun endlich auch bald das Debutalbum, das laut eigenen Aussagen vor allem von schnelleren Hip Hop- und House-Tracks dominiert wird, erscheinen. Neben Co-Produktionen mit The Count & Sinden und XXXChange von Spank Rock dürfte vor allem eine Kollaboration mit der britischen MC Estelle einen vielversprechenden Höhepunkt bilden. Beide arbeiteten bereits Anfang des Jahres am Song „First Ladies“ zusammen, einer Neuauflage des Klassikers von Monie Love und Queen Latifah – unzweideutig verstanden als eine Homage „to the ladies who came first without being too cheesy. You can’t cross the line into the land of cheese. I think we steered clear of that“. Der im Eingangszitat angekündigten Aufmöbelung des Hip Hop sollte damit also nichts im Weg stehen.

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